Spotlighting Museums, vol. 30
Teilhabe – mit Kindern Orte der Zukunft gestalten / Participation - designing places for the future with children
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Liebe Leser:in, willkommen zur Oktober-Ausgabe von Spotlighting Museums zum Thema Bauen und Gestalten von Institutionen für die Zukunft – und gemeinsam mit der Zukunft. Die Zukunft, das sind die Besucher:innen, die hoffentlich bald ins Museum kommen und die Kinder, die unsere Gesellschaft prägen werden.
Die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) baut zwar kein eigenes Museum, entwickelt aktuell aber ein neuartiges Zuhause fürs Kulturerbe und die Museumscommunity und fragt sich, wie zukünftige Nutzer:innen in die Gestaltung miteinbezogen werden können. Das KinderKunstLabor in St. Pölten hat mit einem Kinderbeirat gleich die eigene Zukunft in ihre Planung integriert. In dieser Ausgabe gebe ich Ihnen einen kurzen Ein- und Ausblick auf diese zwei zukunftsweisenden Projekte.
Bauen: Für die Zukunft.
In einigen Jahren soll der neue Sitz der SKKG im Stadtteil Oberwinterthur seine Türen öffnen. Auf dem Areal namens «campo» entsteht ein Ort für Arbeit, Leben und Kultur – und ein neues Zuhause für die umfangreiche Sammlung an Kulturerbe der SKKG. In unserem Podcast «Wohin damit? Auf dem Weg in die Zukunft des Kulturerbes» nimmt Alain Gloor, Gastgeber des Podcast und Co-Projektleiter campo (Kultur) die Fachcommunity und alle Interessierten mit auf den Weg in dieses neue Sammlungshaus.
In der kürzlich erschienenen Folge 8 mit dem Titel «Nur kein Marmor: Was für Institutionen brauchen Sammlungen?» denkt Alain Gloor gemeinsam mit den beiden Architektinnen Ella Esslinger und Fabienne Girsberger über bei der Eröffnung schon veraltete Neubauten und über Museen der Zukunft nach. Konkret geht es in dieser Folge um den von David Chipperfield entworfenen Erweiterungsbau für das Kunsthaus Zürich. Dabei wird der Erweiterungsbau hier nur als exemplarisches Beispiel verwendet für die Frage, wie ein Bau für die Zukunft überhaupt gelingen kann. In ihrer gemeinsamen Masterarbeit «Bauen im Neubau. Ein Renovierungsvorschlag für die vierte Erweiterung des Kunsthauses Zürich» näherten sich Ella und Fabienne diesem Thema an. Eine wichtige Erkenntnis aus ihrer Arbeit ist, dass bei grösseren Institutionen nicht zwingend der Museumsbau selbst das Interessanteste sein muss, sondern der Ort, den das Museum damit eröffnet oder ermöglicht. Ein solcher Ort hat dann eine Zukunft, «[…] wenn irgendeine Art Vielstimmigkeit ermöglicht würde durch eine Gleichzeitigkeit von verschiedenen Akteurinnen, die daran teilnehmen können.» (Fabienne Girsberger). Was Ella und Fabienne hier ansprechen ist das Thema der Multiperspektivität – also das Miteinbeziehen von anderen Perspektiven. «Im Museum der Zukunft», sagt Alain im Podcast, «soll es nicht nur um Beziehungen und Begegnungen gehen, sondern ganz konkret und zentral um Teilhabe».
Teilhaben und Mitgestalten: Für die Zukunft
Wenn wir bauen, dann meistens für die Zukunft – und die gehört bekanntlich den Kindern. Die 14. Hands On! Konferenz «CREATE THE MAGIC! For a better tomorrow» widmete sich vom 25.-27. Oktober 2023 im Creaviva in Bern genau diesem Thema. Die Hands On! International Association of Children in Museums ist eine Vereinigung, die sich für eine friedvolle kollaborative Welt einsetzt, in der jüngere und ältere Menschen unterschiedlicher Herkunft einander mit Respekt, Toleranz und Empathie begegnen. 170 Kurator:innen, Kunst-, und Kulturvermittler:innen und Zukunftsgestalter:innen aus über 30 Ländern haben an der Konferenz teilgenommen. Dort wurde unter anderem das Projekt KinderKunstLabor vorgestellt.
2024 eröffnet in St. Pölten ein neues Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst: das KinderKunstLabor. Schenker Salvi Weber Architekten ZT GmbH aus Wien realisieren das Ausstellungshaus – aber nicht alleine. Mit an Bord sind ein Kinderbeirat, der von Anfang an in den Planungsprozess involviert war, und die künstlerische Leiterin des KinderKunstLabors, Mona Marijke Jas. Zusammen mit den Architekten planen und gestalten sie ihr Ausstellungshaus, entwickeln die Ausstellungen mit und gestalten die Räume und sind sogar im Bauprojekt selbst beteiligt. Die Kinder werden als zukünftige Nutzer:innen also aktiv miteingebunden.
Zukunft: Kinder
Gründe für die Arbeit mit und die Involvierung von Kindern beim Bauen von zukünftigen Museen und Ausstellungsorten gibt es viele. Ein Beirat fördert die Partizipation von Kindern in Entscheidungsprozessen und berücksichtigt ihre Bedürfnisse und Perspektiven. Daraus resultieren:
Kinderrechte und Demokratie: Kinder haben das Recht, gehört zu werden und an Angelegenheiten, die sie betreffen, teilzunehmen. Ein Kinderbeirat unterstützt die Demokratisierung und die Umsetzung dieser Rechte.
Bessere Entscheidungen: Kinder bringen einzigartige Perspektiven und Erfahrungen mit, die Erwachsene möglicherweise nicht berücksichtigen. Ihre Sichtweisen können dazu beitragen, fundiertere und inklusivere Entscheidungen in verschiedenen Bereichen (Bildung, Gesundheit, Städteplanung, Kultur u.a.) zu treffen.
Bildung und Entwicklung: Die Teilnahme an einem Kinderbeirat kann die Bildung und soziale Entwicklung von Kindern fördern. Sie lernen zu kommunizieren, in Teams zu arbeiten und kritisch zu denken. Zudem gewinnen sie ein besseres Verständnis für gesellschaftliche Prozesse.
Empowerment: Kinder erleben ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein, wenn sie an Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Sie erkennen: Ihre Stimme zählt und sie können Veränderungen bewirken.
Kinderfreundliche Gesellschaft: Ein Kinderbeirat macht die Gesellschaft kinderfreundlicher. Die Bedürfnisse und Interessen von Kindern und Jugendlichen werden aktiv berücksichtigt.
Praxis für Inklusion: Kinder aus unterschiedlichen Hintergründen fördern Inklusion und Diversität.
Langfristige Wirkung: Kinder, die in einem Kinderbeirat aktiv sind, entwickeln oft ein langfristiges Interesse an gesellschaftlichen Angelegenheiten und können später als Erwachsene aktiv an der Gestaltung ihrer Gemeinschaften teilnehmen.
Informationsaustausch: Kinder sind oft sehr aufgeschlossen und ehrlich in ihren Aussagen. Dies kann dazu beitragen, Probleme und Herausforderungen aufzudecken, die Erwachsene möglicherweise übersehen.
Lasst uns also auch die Stimmen und Perspektiven von Kindern in die Gestaltung von Kulturorten mit einbeziehen. So fördern wir die Entwicklung einer inklusiveren, demokratischeren und kinderfreundlicheren Gesellschaft – und sichern die Zukunftschancen von Kulturinstitutionen.
Einen guten Start in den November!
Herzliche Grüsse
Christine Müller Stalder
Spotlighting Museums vol. 30
Participation - designing places for the future with children
Dear Reader, welcome to the October issue of Spotlighting Museums on building and designing institutions for the future - and together with the future. The future is the visitors who will hopefully soon come to the museum and the children who will shape our society.
The Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte is not building a museum of its own but is currently developing a new kind of home for cultural heritage and the museum community and is asking itself how future users can be involved in the design. The KinderKunstLabor in St. Pölten has integrated its own future into its planning with a children's advisory board. In this issue I give a brief insight and outlook on these two future-oriented projects.
Building: For the future
In a few years, the SKKG's new headquarters in the Oberwinterthur district will open its doors. A place for work, life and culture is being built on the site called "campo" - and a new home for the SKKG's extensive collection of cultural heritage. In our podcast "Where to? On the way to the future of cultural heritage", Alain Gloor, host of the podcast and co-project manager campo (culture), takes the professional community and all interested parties on the way to this new collection house.
In the recently published episode 8 entitled "Just not marble: What kind of institutions do collections need?", Alain Gloor, together with the two architects Ella Esslinger and Fabienne Girsberger, reflects on new buildings that are already outdated when they open and on museums of the future. Specifically, this episode is about the extension to the Kunsthaus Zürich designed by David Chipperfield. The extension is used here only as an example of the question of how a building for the future can succeed at all. In their joint master's thesis "Bauen im Neubau. Ein Renovierungsvorschlag für die vierte Erweiterung des Kunsthauses Zürich", Ella and Fabienne approached this topic. An important insight from their work is that with larger institutions, it is not necessarily the museum building itself that is the most interesting thing, but the place that the museum opens up or makes possible with it. Such a place has a future if "[...] some kind of polyphony would be made possible by a simultaneity of different actors who can participate in it." (Fabienne Girsberger). What Ella and Fabienne are addressing here is the issue of multiperspectivity - that is, the inclusion of other perspectives. "The museum of the future," says Alain in the podcast, "should not only be about relationships and encounters, but also very concretely and centrally about participation”.
Participate and help shape: For the future
When we build, we usually build for the future - and as we all know, the future belongs to children. The 14th Hands On! Conference "CREATE THE MAGIC! For a better tomorrow" was dedicated to precisely this topic from 25-27 October 2023 at the Creaviva in Bern. The Hands On! International Association of Children in Museums is an association that promotes a peaceful collaborative world in which younger and older people from different backgrounds meet each other with respect, tolerance and empathy. 170 curators, art and cultural mediators and future designers from over 30 countries took part in the conference. Among other things, the KinderKunstLabor project was presented.
In 2024, a new exhibition centre for contemporary art will open in St. Pölten: the KinderKunstLabor. Schenker Salvi Weber Architekten ZT GmbH from Vienna are realising the exhibition house - but not alone. On board are a children's advisory board, which was involved in the planning process from the very beginning, and the artistic director of the KinderKunstLabor, Mona Marijke Jas. Together with the architects, they plan and design their exhibition house, co-develop the exhibitions and design the spaces, and are even involved in the building project itself. The children are therefore actively involved as future users.
Future: Children
There are many reasons for working with and involving children in the construction of future museums and exhibition venues. An advisory board promotes the participation of children in decision-making processes and takes their needs and perspectives into account. This results in:
children's rights and democracy: children have the right to be heard and to participate in matters that affect them. A children's advisory council supports democratisation and the implementation of these rights.
better decisions: Children bring unique perspectives and experiences that adults may not consider. Their perspectives can contribute to making more informed and inclusive decisions in different areas (education, health, urban planning, culture, among others).
education and development: participation in a children's advisory council can promote children's education and social development. They learn to communicate, work in teams and think critically. They also gain a better understanding of social processes.
empowerment: children experience a sense of self-efficacy and self-confidence when they are involved in decision-making processes. They realise: Their voice counts and they can effect change.
child-friendly society: a children's advisory council makes society more child-friendly. The needs and interests of children and young people are actively taken into account.
practice for inclusion: children from different backgrounds promote inclusion and diversity.
long-term impact: children who are active in a children's council often develop a long-term interest in social issues and can later actively participate in shaping their communities as adults.
information sharing: children are often very open-minded and honest in what they say. This can help uncover problems and challenges that adults may overlook.
So let's also include children's voices and perspectives in the design of cultural places. In this way, we promote the development of a more inclusive, democratic and child-friendly society - and secure the future opportunities of cultural institutions.
Have a good start into November!
Best wishes
Christine Müller Stalder