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Willkommen zu unserer Ausgabe zum Jahresausklang. Gern nutzen wir die Gelegenheit für einen Rückblick und einen Dank an unseren diesjährigen Kurator Abhay Adhikari.
Wir lernten Abhay durch Ivana Scharf kennen, unsere Kuratorin des vergangenen Jahres. Abhay hat uns diese Woche drei Fragen beantwortet, die noch einmal einen Einblick in die großen Themenfelder geben, die unsere Arbeit bestimmt haben.
Abhay, 2021 hast Du das Programm „Das relevante Museum" kuratiert, in dem Du die Themen Aktivismus, Change und Well-Being auswähltest und zu jeder der gemeinsamen Impulssessions inspirierende Gäste einludst.
AKTIVISMUS
F. – Du hast eng mit zehn Museumsteams zusammengearbeitet, die ihr Publikum und ihre Beziehung dazu neu definieren wollen. Was ist das Wichtigste, um eine solche Reise ganz individuell anzutreten?
A. – Ich halte es für wichtig, gute Absichten von Fakten zu trennen. Ich würde gute Absichten als - wir könnten / sollten - Aussagen beschreiben. Der Fokus liegt dabei auf den Bedürfnissen der Institution, wobei die Publikumsperspektive vollständig fehlt. Zweitens können diese Aussagen oft vage sein. Infolgedessen ändert sich nichts, obwohl wir gute Absichten haben.
Ich würde damit beginnen, eine einfache Frage zu stellen: Was muss passieren? Es gibt keine Möglichkeit, isoliert eine sinnvolle Antwort zu finden. Es führt natürlich zu weiteren Fragen - Was wollen die Menschen von dieser Beziehung? Mit wem muss ich sprechen, um diese Informationen zu bekommen? Wo sind diese Menschen? Dieser Gedankengang hilft uns, mit der Tatsache fertig zu werden, dass es vieles gibt, was wir einfach nicht über unser Publikum wissen. Was also erforderlich ist, ist ein Zeitraum der Erkundungen und Entdeckungen.
CHANGE
F. - Museen verändern sich ständig. Was glaubst Du, was die nächste Generation der Studierenden im Rahmen ihrer Ausbildung verlangen wird, um für ihre Zukunft im Museumssektor am besten vorbereitet zu sein?
A. – Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wie ich diese Frage beantworten soll, lass mich eine andere Perspektive einbringen. Im Laufe von DRM 21 habe ich Direktoren und Direktorinnen, Kuratoren und Kuratorinnen, Marketingspezialisten und Trainees getroffen, die auf wunderbar unkonventionellen Wegen ihren Weg ins Museum gefunden haben. Meiner Erfahrung nach stellen solche Menschen die einschlägigen Fragen, wenn es um die Zukunft von Museen geht.
Daher schlage ich vor, dass Museen in Deutschland Bewerber und Bewerberinnen mit multidisziplinärem und vielfältigem kulturellen Hintergrund willkommen heißen und bessere und faire Möglichkeiten für den beruflichen Aufstieg schaffen. Wenn auf der anderen Seite die Führungsebene nicht bereit ist, ihre Vorstellung davon, wer ein Experte oder eine Expertin ist, neu zu formulieren, dann erweisen sie sowohl ihren Institutionen als auch den Absolventen einen schlechten Dienst.
WELL-BEING
F. - Welche Rolle könnte die Praxis des Well-Beings im Kontext der Museumsarbeit spielen?
A. – Es gibt diese wiederkehrende Forderung, dass Museen sich ändern müssen. Leider wird es keinen Punkt geben, an dem wir uns kollektiv auf die Schulter klopfen und erleichtert aufatmen, dass all die Veränderungen, die vorgenommen werden mussten, stattgefunden haben. Es ist höchste Zeit, dass wir anerkennen, dass ein großer Teil der Arbeit in einem Museum, unabhängig von Rolle oder Position, bedeutet, sich so ziemlich ständig mit Veränderungen auseinanderzusetzen. Wir haben es entweder selbst erlebt oder kennen Kollegen oder Kolleginnen, die dadurch ausgebrannt sind.
Was wir brauchen, ist eine umfassende Neuausrichtung der Erwartungen - von der Änderung des Tempos, mit dem wir arbeiten, bis hin zu einem realistischen Abgleich dessen, wie viel Wirkung wir tatsächlich erzeugen können. Wir müssen das Wohlergehen unserer Kollegen und Kolleginnen in den Mittelpunkt dieser Neugestaltung stellen. So erschaffen wir resiliente Museen.
F. – Wir, die NORDMETALL-Stiftung und die SKKG, freuen uns, weiterhin als kooperierende Stiftungen mit Dir zusammenarbeiten zu können.
Gibst Du uns einen kleinen Einblick in eines Deiner anderen bevorstehenden neuen Projekte?
A. – Ich bin so dankbar, dass ich weiterhin mit der NORDMETALL-Stiftung und der SKKG zusammenarbeiten kann. Es war eines meiner Highlights des Jahres 2021.
Was als nächstes kommt - ich bin glücklich, in verschiedenen Sektoren zu arbeiten - von Museen über lokale Behörden bis hin zu Unternehmen. Im Jahr 2022 beginnen diese Welten sich zu überschneiden. Ich kann kaum sagen, wie begeistert ich davon bin. Durch diese Projekte fange ich auch an, meine Kollegen und Kolleginnen und Netzwerke in Europa und Südasien zusammenzubringen.
Zum Glück werde ich weiterhin in Deutschland aktiv sein – mein Team und ich entwickeln ein Innovationsprogramm für den Fonds Soziokultur, der den soziokulturellen Sektor mit einem 30-Millionen-Euro-Fonds unterstützt.
Sind Sie in einem Museum oder in einer Stiftung tätig und arbeiten im engen Austausch an der besucherorientierten Weiterentwicklung von Museen? Teilen Sie Ihre Erfahrungen, Besonderheiten oder Sackgassen, und lassen Sie uns davon berichten.
Und schauen Sie wieder rein. Wir machen uns auch im kommenden Jahr auf, als Stiftungen weiter gemeinsam mit den Expertinnen und Experten in den Institutionen zu erforschen und zu erproben, wie wir am besten dazu beitragen können, dass Museen als resiliente Orte weiter ihre Relevanz festigen.
Herzliche Grüße, kommen Sie gut durch diese besonderen Wintertage!
Katja Stark,
NORDMETALL-Stiftung
English version
Welcome to our final issue of this year. We would like to take this opportunity to review and thank this year's curator Abhay Adhikari.
We met Abhay through Ivana Scharf, our curator of the past year. This week, Abhay answered three questions that give us another insight into the major topics that have determined our work.
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Abhay, in 2021 you were curating the programme "Relevant Museum" where you chose the topics of Activism, Change and Well-Being and invited inspiring guests to each of the sessions.
ACTIVISM
Q. – You were working closely with ten museum teams on their way, redefining their audiences and their relationship with them. What do you consider as most valuable for individually starting such a journey?
A. – I feel it’s important to separate good intentions from facts. I would describe good intentions as - we could / should - statements. The emphasis is on satisfying the needs of the institution and the audience perspective is completely missing. Secondly, these statements can often be vague. As a result, even though we have good intentions, nothing changes.
I would begin by asking a simple question: What needs to happen? There is no way you can come up with a meaningful answer in isolation. It naturally leads you to further questions - What do people want from this relationship? Who do I need to speak to find this information? Where are these people? This line of thought helps us come to terms with the fact that there is a lot that we simply just don’t know about our audiences. Thus, what is required is a period of discovery.
CHANGE
Q. – Museums are constantly changing. What do you think the next generation of students will ask for, as part of their education to be best prepared for their future in the museum sector?
A. – I’m not sure I know how to answer this question, so let me give you a different perspective. Over the course of DRM 21 I met directors, curators, marketeers and interns who’ve ended up working in the sector through wonderfully unconventional routes. In my experience, such people ask the most pertinent questions when it comes to the future of museums. Therefore, I suggest that museums in Germany welcome students from multidisciplinary and multi-ethnic backgrounds and create better and fair opportunities for career progression. If, on the other hand, senior leadership is unwilling to reframe their idea of who an expert is, then they are doing a disservice to their institutions as well as to students.
WELL-BEING
Q. – What role might the practice of well-being have in the context of museum work?
A. – There is a constant refrain that museums have to change. Alas, there won’t be a point where we collectively dust our hands and sigh of relief that all the change that needed to happen has occurred. It’s high time we acknowledge that a big part of working in a museum, regardless of your role or position, means engaging with change pretty much all the time. We’ve either experienced or know colleagues who are burnt out by this. What is needed is a great reset of expectations - from changing the pace at which we work to being realistic about the impact we can have. We have to put the well-being of our colleagues at the centre of this reset. That’s how we build a resilient museum.
Q. – We, NORDMETALL-Foundation and SKKG, are excited to have the opportunity to continue working as collaborating foundations with you.
Would you give us a small insight into one of your other upcoming new projects?
A. – I am so thankful to be able to continue to work with the NORDMETALL-Foundation and the SKKG. It’s been one of my highlights of 2021. As for what comes next - I feel so lucky to be able to work across multiple sectors - from museums to local government and corporates. In 2022, these worlds will begin to intersect. I can’t begin to tell you how excited I am about that. Through these projects, I am also starting to bring together my colleagues and networks in Europe and South Asia. Thankfully, I will continue to be active in Germany - my team and I are delivering an innovation programme for the federal fund Fonds Soziokultur, which is supporting the sociocultural sector with a €30m fund.
Do you work in a museum or in a foundation and collaborate on the visitor-focused strategies of museums? Share your experiences, high-lights or dead ends with us.
And stay tuned. In the coming year, as foundations, we will continue to explore together with the experts in the institutions how we can best contribute to ensuring that museums strengthen their relevance as resilient places.
Kind regards, get well through these particularly special winter days!
Katja Stark,
NORDMETALL-Foundation