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Herzlich willkommen zu unserer Oktober-Ausgabe, in der wir uns den Emotionen widmen. Schauen Sie mit uns auf die Ausstellung des vierten DOMIDLabs, das in Köln beheimatete Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland.
Mit unserem Newsletter „Spotlighting Museums“ reflektieren wir vor allem den kollaborativen Prozess in unserem Programm „Das relevante Museum“. Gleichzeitig steht die besucherzentrierte Museumspraxis, das Ausprobieren neuer Partnerschaften und das Wirken von Museen auf die Gesellschaft im Zentrum. In Ausgabe 17 stellten wir John Falks „The Value of Museums. Enhancing Societal Well-Being“ vor, in dem er die Wirkung von Museumsbesuchen auf der intellektuellen, physischen und sozialen Ebene anspricht. Auf der persönlichen Ebene können Museen Erstaunen, Interesse und Neugier wecken. Sie können Verbundenheit, Wertschätzung, Zugehörigkeit und Harmonie mit Mensch und Umwelt fördern. Museen bieten Gelegenheiten, die Identität und ein größeres Bewusstsein der eigenen Sinnhaftigkeit zu stärken. Dank der Neurowissenschaften verfügen wir über ein wachsendes Wissen über die Bedeutung von Emotionen für unser persönliches und gesellschaftliches Wohlergehen: Vorlieben, Wünsche und Werte jedes und jeder Einzelnen sind von Gefühlen geprägt, auf deren Grundlage kommuniziert und auch rationale Entscheidungen für die Zukunft gefällt werden. Das Bewusstsein für Emotionen und Wohlergehen wächst auch im Museumsarbeitsalltag. Welche sowohl Resilienz fördernde als auch (re-)traumatisierende Wirkungen der Umgang mit der Sammlung, dem Ausstellen und Vermitteln haben können und welche Verantwortung und Fürsorge (Caring Museum) damit einhergeht, erwachsen aus unterschiedlichen aktuellen Diskursen. 2019 widmete sich mit „Connected Audience“ in Berlin eine ganze Konferenz der Bedeutung von Emotionen. Mit dabei waren u.a. Sheila Watsons Beitrag „Museums as emotional Places“ oder Lisa Baxters Emotion Lab. Einen eigenen Well Being Manager wie die Manchaster Art Gallery haben vermutlich wenige Museen. Dies kann als ein Baustein, u.a. hin zur traumainformierten Organisation gesehen werden.
Wir danken Sandra Vacca, Dr. Azziza B. Malanda und Carmen Steins vom Projektteam DOMiDLabs für die Einblicke in ihre aktuelle Arbeit in Köln.
Die DOMiDLabs-Ausstellung „Handle with Care – Eine Ausstellung über Erzählungen, Gefühle und Perspektiven aus der Migrationsgesellschaft“ ist das Ergebnis des vierten und letzten Labors (Labs) Vorsicht Trigger! – Sensible Objekte und Themen multiperspektivisch ausstellen.
DOMiD, das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland, eröffnet 2029 das bundesweite Migrationsmuseum im Kölner Stadtteil Kalk. Letzte Woche, am 22. Oktober 2024 wurde der Name für das zukünftige Museum verkündet. Es heißt Museum Selma.
„Wir haben nach einem einzigartigen Namen gesucht, der leicht zu merken ist, international funktioniert und zu dem Konzept unseres Migrationsmuseums passt“, erklärt DOMiD-Marketingleiter Timo Glatz.
„Der Name Museum Selma verbindet eine keltische Bedeutung von ‚schöne Aussicht‘ mit arabischen Wurzeln, die ‚Harmonie‘ und ‚Frieden‘ bedeuten. Wir haben uns bewusst entschieden, einen Frauennamen zu verwenden, um gerade beim häufig männlich wahrgenommenen Phänomen der Migration die weibliche Perspektive zu stärken”, ergänzt Glatz.
Seit über 30 Jahren sammelt, bewahrt, erzählt und vermittelt DOMiD Migrationsgeschichte(n). Die ständig wachsende Sammlung ist aus der Zivilgesellschaft heraus entstanden und umfasst derzeit mehr als 150.000 Objekte und Dokumente, welche die vielfältige Geschichte der Migration in Deutschland dokumentieren.
Um zu erproben, wie sich die Stadtgesellschaft am Museum beteiligen und in dessen zukünftige Gestaltung einbringen kann, wurde das experimentelle Projekt DOMiDLabs: Labore für partizipative Museumsgestaltung gemeinsam mit der Kulturstiftung des Bundes ins Leben gerufen.
In ihrem vierten und damit aktuellen Lab drehte sich alles um Gefühle – positive wie negative – die Erzählungen, Objekte und Themen aus der DOMiD-Sammlung auslösen. Dabei standen mit Blick auf das entstehende Migrationsmuseum folgende Fragen im Mittelpunkt: Wie können in einer Ausstellung Objekte und Geschichten, die starke Gefühle auslösen, sensibel ausgestellt werden? Wo wird diesen Gefühlen begegnet und mit welchen Sinnen werden sie erlebt? Wie können wir als Museum einen gestalterischen und räumlichen Umgang mit ihnen finden?
Diese abschließende Lab-Ausstellung „Handle with Care” lädt nun dazu ein, eine kleine Auswahl an Objekten und Dokumenten der Sammlung kennenzulernen oder neu zu entdecken. Vielleicht wecken sie Erinnerungen, vielleicht öffnen sie neue Perspektiven auf bekannte Themen oder Situationen oder erzeugen Gefühle wie Stolz, Melancholie, Freude, aber auch Trauer, Nostalgie, Angst, Wut und Scham. Besucher und Besucherinnen können sich von all dem überraschen lassen und die in der Ausstellung vorgestellten Geschichten – vielleicht sogar auch die eigenen – weitergeben. Denn: Erzählen ist Erinnern…
„Handle with Care” ist partizipativ entstanden. Gemeinsam mit Menschen aus der Stadtgesellschaft wurden gestalterische, räumliche und sprachliche Strategien für einen sensiblen Umgang mit emotionalen Inhalten erforscht. Folglich werden in der Ausstellung unterschiedliche Text- und Objektplatzierungen, Formulierungen, Lichtverhältnisse und Begleitmaterialien getestet.
Bei DOMiDLabs kamen zwischen 2021 und 2024 in vier Laboren unterschiedliche Arbeitsgruppen zusammen – Menschen der Stadtgesellschaft, Szenograf:innen, Ko-Kurator:innen und das DOMiDLabs-Projektteam. Auf diese Weise bildete DOMiDLabs mit seinen vier Laboren eine Schnittstelle aus Szenografie, Kuration, Partizipation und Publikumsforschung. Fragen, mit denen sich die jeweiligen Lab-Teams beschäftigten, waren unter anderem: Wie können sich Menschen im Museum begegnen? Wie kann eine Ausstellung es ermöglichen auf aktuelle Debatten zu reagieren? Wie wird in einer Ausstellung (gestalterisch) mit Lücken umgegangen? Am Ende eines jeden Labs stand eine Ausstellung, die an unterschiedlichen Kölner Kulturorten gezeigt und von Besucher:innen getestet, kommentiert und durch das DOMiDLabs-Projektteam auf Erfolg evaluiert wurde. Das Gelernte aus den vier Labs fließt in die Vorbereitung des Migrationsmuseums ein.
Die Ergebnisse der Zusammenarbeit sind noch bis zum 28. November 2024 in Köln bei GOLD+BETON und Gemeinde Köln in der Ebertplatzpassage zu sehen – und zu kommentieren.
Mehr Informationen zu Öffnungszeiten und Rahmenprogramm hier.
Wer die inhaltlichen und baulichen Entwicklungen des Museum Selma bis zur Eröffnung 2029 mitverfolgen möchte, klickt sich regelmäßig auf die neue Website.
Wir werden in Zukunft immer wieder zu sprechen kommen auf Themen wie Fürsorge oder Wirkung von Museen auf das Wohlbefinden. Wenn Sie Erfahrungen, Anregungen oder Ideen dazu haben, nehmen Sie gern Kontakt auf.
Herzliche Grüße
Katja Stark, NORDMETALL-Stiftung
English Version
Welcome to our October issue, in which we explore the topic of emotions. Join us in taking a look at the exhibition of the fourth DOMIDLabs, the Cologne-based documentation centre and museum about migration in Germany.
In our newsletter “Spotlighting Museums”, we reflect above all on the collaborative process in our programme “The Relevant Museum”. At the same time, the focus is on visitor-centred museum practice, trying out new partnerships and the impact of museums on society. In issue 17, we presented John Falk's “The Value of Museums. Enhancing Societal Well-Being”, in which he addresses the impact of museum visits on the intellectual, physical and social levels. On a personal level, museums can sparkle amazement, interest and curiosity. They can foster empathy, appreciation, belonging and harmony with other people and the environment. Museums provide opportunities to strengthen identity and a greater sense of one's own meaningfulness.
Thanks to neuroscience, we have a growing knowledge of the importance of emotions for our personal and societal well-being: The preferences, desires and values of each and every individual are shaped by feelings, which form the basis for communication and for rational decisions for the future. Awareness of emotions and well-being is also growing in the day-to-day work of museums. The effects that dealing with collecting, exhibiting and communicating can have on resilience and (re-)traumatisation, and the responsibility and care (Caring Museum) that goes with them, are emerging from various current discourses. In 2019, an entire conference in Berlin was dedicated to the meaning of emotions with “Connected Audience”. Sheila Watson's “Museums as emotional Places” or Lisa Baxter's Emotion Lab were among the contributions. Few museums probably have their own Well-Being Manager like the Manchaster Art Gallery. This might be seen as one element, among others, towards becoming a trauma-informed organisation.
We would like to thank Sandra Vacca, Dr Azziza B. Malanda and Carmen Steins from the DOMiDLabs project team for providing insights into their current work in Cologne.
The DOMiDLabs exhibition, “Handle with Care – An Exhibition about Narratives, Feelings and Perspectives from the Migration Society”, is the result of the fourth and last laboratory (Labs) “Caution Trigger! – Exhibiting Sensitive Objects and Topics from Multiple Perspectives”.
DOMiD, the documentation centre and museum about migration in Germany, is opening the nationwide migration museum in Cologne's Kalk district in 2029. The name of the future museum was announced last week, on 22nd October 2024. It is called Museum Selma.
“We were looking for a unique name that is easy to remember, works internationally and fits the concept of our migration museum,” explains DOMiD marketing director Timo Glatz.
“The name Museum Selma combines the Celtic meaning of “beautiful view” with Arabic roots that mean “harmony” and “peace”. We deliberately chose a female name to strengthen the female perspective on the phenomenon of migration, which is often perceived as male,” adds Glatz.
For over 30 years, DOMiD has been collecting, preserving, telling and communicating migration stories. The constantly growing collection has emerged from civil society and currently comprises more than 150.000 objects and documents that reflect the diverse history of migration in Germany.
The experimental project DOMiDLabs: Laboratories for Participatory Museum Design was launched together with the German Federal Cultural Foundation to test how the urban society can participate in the museum and contribute to its future design.
In its fourth and current lab, everything revolved around the feelings – both positive and negative – that the stories, objects and topics from the DOMiD collection trigger. With the emerging migration museum in mind, the following questions were the focus of the discussion: How can objects and stories that trigger strong feelings be exhibited in a sensitive way? Where do these feelings arise and with which senses are they experienced? How can we as a museum find a creative and spatial way of dealing with them?
This final Lab exhibition, “Handle with Care” invites you to get to know or rediscover a small selection of objects and documents from the collection. Perhaps they will evoke memories, perhaps they will open up new perspectives on familiar topics or situations, or perhaps they will evoke a range of good feelings such as pride, melancholy, joy, but also sadness, nostalgia, fear, anger and shame. Visitors can let themselves be surprised by all of this and pass on the stories, presented in the exhibition – perhaps even their own. After all, telling stories is remembering...
“Handle with Care” was created in a participatory way. Together with people from the urban community, creative, spatial and linguistic strategies for a sensitive approach to emotional content were explored. Consequently, different text and object placements, formulations, lighting conditions and accompanying materials are being tested in the exhibition.
At DOMiDLabs, different working groups came together in four labs between 2021 and 2024 – people from the urban community, scenographers, co-curators and the DOMiDLabs project team. In this way, DOMiDLabs, with its four labs, formed an interface of scenography, curation, participation and audience research. The questions addressed by the respective lab teams included: How can people meet in a museum? How can an exhibition enable visitors to respond to current debates? How can gaps be (creatively) dealt with in an exhibition? At the end of each lab, there was an exhibition that was shown at different cultural venues in Cologne and tested and commented on by visitors, who then evaluated it for success with the DOMiDLabs project team. The knowledge gained from the four labs is incorporated into the preparation of the migration museum.
The results of the collaboration can be explored at GOLD+BETON and the Cologne City Council in the Ebertplatzpassage in Cologne until 28th November 2024.
More information about opening hours and the supporting programme can be found here.
If you would like to follow the developments in the content and construction of the Museum Selma until its opening in 2029, visit the new website regularly.
In the future, we will continue to discuss topics such as the caring museum or the effect of museums on well-being. If you have any experiences, suggestions or ideas in this regard, please feel free to contact us.
Kind regards
Katja Stark, NORDMETALL-Stiftung