Spotlighting Museums, vol. 40
Community Building in den Niederlanden – Community Building in the Netherlands
Please find the English Version below
Herzlich Willkommen zur Juli-Ausgabe von Spotlighting Museums. Passend zur sommerlichen Stimmung möchte ich Ihnen von unseren Reiseerlebnissen berichten: Im vergangenen Monat haben einige der Teilnehmenden des Programms „Das relevante Museum“ eine inspirierende Exkursion in die Niederlande unternommen, um sich Best Practices der Publikumsorientierung anzuschauen.1
Internationale Exkursionen etablieren sich als optionaler Bestandteil des Programms, bei dem wir sowohl uns bekannte Partner als auch neue Institutionen besuchen. Letztes Jahr berichteten wir an dieser Stelle bereits von der Wiedereröffnung der National Portrait Gallery in London.
Der diesjährige Ausflug in die Niederlande mit insgesamt 14 Personen aus norddeutschen und Schweizer Museen, sowie der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte und der NORDMETALL-Stiftung, hat uns nach Leiden, Amsterdam, Hilversum, Haarlem und Rotterdam geführt. Mit der Lupe Des relevanten Museums haben wir uns vor allem mit publikumszentrierter und teilhabeorientierter Museumsarbeit beschäftigt. Ich möchte Ihnen gern einen Einblick in unsere Erlebnisse und Erkenntnisse geben.
Media Museum Beeld & Geluid – Herzlich Willkommen
Bereits an unserem ersten Stop im Media Museum Beeld & Geluid in Hilversum wurden wir herzlich in den Niederlanden willkommen geheißen: Jede Besucherin und jeder Besucher wird dort persönlich empfangen. Während unseres Besuchs wurde zudem ohne Zögern auf unsere Bedürfnisse eingegangen und uns kurzfristig englische Unterstützung für die niederländischen Texte zur Seite gestellt. Das Museum vermittelt auf abwechslungsreich spielerische Weise Medienkompetenz. Besonders beeindruckend war die verwendete Technik, die mithilfe von Gesichtserkennung die Inhalte personalisiert.
MuseoSpace – Netzwerke aufbauen
Der wertvolle Austausch mit der niederländischen Stiftung MuseoSpace, der auf Stiftungsebene bereits etabliert war und die wir bereits in einem früheren Newsletter ausführlich vorgestellt haben, konnte durch unseren Besuch in Leiden weiter vertieft werden. Gründerin und Innovationsmanagerin Diana Fehr sowie Vorstandsmitglied Annette Van Raamsdonk gewährten uns nicht nur einen umfassenden Einblick in ihre Arbeit, sondern unterstützten uns auch mit ihrer fundierten Sektorexpertise und Ortskenntnis. Ihr Ziel ist es, das Innovationspotential in Kultureinrichtungen durch Zusammenarbeit in Netzwerken und Expertise zu stärken. Jüngst wurde von MuseoSpace die Museum Innovation Community ins Leben gerufen, eine Plattform, auf der sich engagierte Museumsmacherinnen und -macher über die Innovationskraft des Kultursektors austauschen können und mit der Das relevante Museum ebenfalls als strategischer Partner verbunden ist. Die Vernetzung zu MuseoSpace bildet einen wertvollen Beitrag zum überregionalen Austausch im Museumsnetzwerk.
Lisa Baxter – Experience Design
Dank der Einladung von MuseoSpace hatten wir die Gelegenheit, Lisa Baxter kennenzulernen, die als Beraterin im Kultursektor tätig ist und „The Experience Design“ gegründet hat. Sie hat uns die Bedeutung einer emotional journey im Museum nähergebracht. Ähnlich der visitor journey wird der Museumsbesuch ganzheitlich gedacht, doch stehen zusätzlich Empathie und emotionale Intelligenz im Mittelpunkt der Erfahrung.
Gemeinsam mit Museo Space hat Lisa Baxter das Toolkit „Museum Visitor Experience Design“ entwickelt. Das Handbuch führt schrittweise durch die Entwicklung eines gelungenen Besuchererlebnisses und betont dabei die Bedeutung von Neugierde und Empathie gegenüber dem Publikum. Wir empfehlen Ihnen, einen Blick darauf zu werfen.2
Lesen Sie zum Experience Design auch gerne noch einmal den letzten Spotlighting Museums Newsletter von Christoph Brosius über Abraham Burickson.
De Buurt Camp – Community Building
Einen inspirierenden Impuls außerhalb der Museumswelt erhielten wir in Amsterdam vom Maarten Hupkes, Direktor des DeBuurt Camps. Die Organisation hat sich auf Community Building und Stärkung der Nachbarschaft spezialisiert. In ihrem erfolgreichsten Projekt laden sie Anwohnerinnen und Anwohner ein, Campingurlaube in ihrer eigenen Nachbarschaft zu gestalten. Dafür werden städtische Parks für einen bestimmten Zeitraum als Campingplätze freigegeben und zu besonderen Begegnungsorten, in denen Menschen aus der Umgebung mit den unterschiedlichsten Hintergründen zusammenkommen.
Das DeBuurt Camp bildet dafür Freiwillige aus, die zu Ansprechpartnern im Camp werden und die Verantwortung für die Gestaltung der Campingorte und des Zusammenseins mittragen. Gleichzeitig ist in der Nachbarschaft jede und jeder dazu eingeladen, etwas beizutragen. Das Projekt hat sich so erfolgreich etabliert, dass mittlerweile in mehr als 60 Nachbarschaften gecampt wird. Evaluationen zeigen, dass das Vorhaben das Zugehörigkeitsgefühl zum eigenen Stadtteil steigert. Viele derjenigen, die sich bei DeBuurt Camp treffen, engagieren sich auch danach weiterhin für ihre Nachbarschaft.
Imagine IC – Partizipatives Aushandeln des Kulturerbes
Ein weiterer inspirierender Stop auf unserer Reise war die Kulturerbe-Einrichtung Imagine IC in Amsterdam, die sich als Verbund aus Museum, Archiv und Begegnungsort versteht. Leiterin Danielle Kuijten und Community Manager Jules Rijssen haben uns ihre erfolgreiche Praxis vor Ort vorgestellt. Imagine IC lädt verschiedenste Communities ein, kulturelles Erbe gemeinsam zu verhandeln. Dabei wird sehr viel Wert auf eine gute Gesprächskultur und Beziehungspflege gelegt.
Imagine IC agiert auch als Schnittstelle zwischen den Communities und den etablierten musealen Institutionen Amsterdams, indem sie vorschlagen, welche Objekte und Geschichten in den anerkannten Sammlungen noch fehlen. Selbst besitzt Imagine IC keine eigene Sammlung, sondern stellt Leihgaben von Privatpersonen aus. Das Besondere daran: Die geliehenen Gegenstände können, auch für kürzere Zeiträume, wieder zurückgenommen werden. Es wird eine geteilte Verantwortung zwischen dem Netzwerk und der Institution gepflegt, um eine Balance zwischen den Eigentümern und den Hütern des Erbes zu schaffen.
Besonders beeindruckt hat mich, wie viel Wert auf die Beziehungspflege gelegt wird und mit welcher Selbstverständlichkeit dabei auch zufällige Gespräche in der Nachbarschaft fester Bestandteil im Arbeitsalltag sind. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Imagine IC sind im Deep Listening ausgebildet und schaffen auch für schwierige Gespräche und Themen, die die Community bewegen, aber in der Öffentlichkeit zu wenig Aufmerksamkeit finden, Raum. Durch eine wertschätzende Beziehung werden so verschiedene Menschen an die Institution gebunden.
Diese Einblicke in verschiedenste niederländische Institutionen gaben wertvolle Impulse in das Netzwerk, wie eine Community aufgebaut werden kann, z.B. durch Netzwerkarbeit wie bei MuseoSpace, durch das Entwickeln eines wertvollen Besuchserlebnis, wie Lisa Baxter es lehrt oder das Aktivieren der Nachbarschaft, wie DeBuurt Camp es praktiziert. Imagine IC wiederum zeigt uns mit wie viel Wertschätzung die Beziehung zu Communities gepflegt und vertieft werden kann.
Vielen Dank für Ihr Interesse an dieser Ausgabe von Spotlighting Museums. Ich wünsche Ihnen weiterhin einen angenehmen Sommer und freue mich darauf, Sie im August wieder bei uns begrüßen zu dürfen.
Herzliche Grüße
Sandra Richter, NORDMETALL-Stiftung
English Version
Welcome to the July issue of Spotlighting Museums. In the spirit of summer, I would like to share some of our travel experiences with you: Last month, some of the participants in the Relevant Museum programme went on an inspiring trip to the Netherlands to see best practices in audience development.3
International excursions are becoming an optional part of the programme, where we visit both familiar partners and new institutions. Last year, we already featured the reopening of the National Portrait Gallery in London here.
This year's trip to the Netherlands with a total of fourteen people from museums in northern Germany and Switzerland, as well as the Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (Foundation for Art, Culture and History) and the NORDMETALL Foundation, took us to Leiden, Amsterdam, Hilversum, Haarlem and Rotterdam. With the lens of the Relevant Museum, we focused primarily on audience-centred and participation-oriented museum work. I would like to give you an insight into our experiences and findings.
Media Museum Beeld & Geluid – A warm Welcome
Right from our first stop at the Media Museum Beeld & Geluid in Hilversum, we received a warm welcome to the Netherlands: every visitor is greeted personally. During our visit, our requests were met without hesitation and we were provided with English support for the Dutch texts at short notice. The museum teaches media literacy in a fun and varied way. The technology used to personalise the content with the help of facial recognition was particularly impressive.
MuseoSpace – Creating new networks
The valuable exchange with the Dutch foundation MuseoSpace, which was already established at foundation level and which we have already presented in detail in a previous newsletter, was further deepened by our visit to Leiden. Founder and innovation manager Diana Fehr and board member Annette Van Raamsdonk not only gave us a comprehensive insight into their work, but also supported us with their in-depth sector expertise and local insight. Their aim is to strengthen the potential for innovation in cultural institutions through collaboration in networks and expertise. MuseoSpace recently launched the Museum Innovation Community, a platform on which committed museum professionals can exchange ideas about the innovative power of the cultural sector and to which the Relevant Museum is also connected as a strategic partner. Networking with MuseoSpace makes a valuable contribution to international exchange in the museum network.
Lisa Baxter – Experience Design
Thanks to the invitation from MuseoSpace, we had the opportunity to meet Lisa Baxter, who works as a consultant in the cultural sector and founded The Experience Design in the UK. She explained to us the importance of an emotional journey for visitors to a museum. Similar to the visitor journey, the museum visit is conceived holistically, but empathy and emotional intelligence are also at the centre of the experience.
Together with MuseoSpace, Lisa Baxter has developed the Museum Visitor Experience Design toolkit. The handbook guides you step-by-step through the development of a successful visitor experience, emphasising the importance of curiosity and empathy towards the audience. We highly recommend you take a look at it.
You can also find out more about experience design in the recent Spotlighting Museums Newsletter by Christoph Brosius about Abraham Burickson.
De Buurt Camp – Community Building
We received an inspiring impulse beyond the museum sector in Amsterdam from Maarten Hupkes, director of DeBuurt Camp. The organisation specialises in community building and strengthening the neighbourhood. In their most successful project, they invite local residents to organise camping holidays in their own neighbourhood. This is achieved by opening urban parks as campsites for a certain period of time and turning them into special gathering places where people from a wide variety of backgrounds can come together.
The DeBuurt Camp trains volunteers for this purpose, who then become the contact people at the camp and share responsibility for organising the campsites and the get-togethers. Nevertheless, everyone in the neighbourhood is invited to contribute. The project has established itself so successfully that more than sixty neighbourhoods are now involved in camping. Evaluations show that the project increases the sense of belonging to one's own neighbourhood. Many of those who meet at DeBuurt Camp continue to get involved in their neighbourhood afterwards.
Imagine IC – Participatory Heritage Work
Another inspiring stop on our trip was the cultural heritage institution Imagine IC in Amsterdam, which sees itself as a combination of museum, archive and gathering place. Director Danielle Kuijten and Community Manager Jules Rijssen introduced us to the special practice on site. Imagine IC invites a wide variety of communities to negotiate cultural heritage together. Significant importance is given to a good culture of dialogue and relationship building.
Imagine IC also acts as an interface between the communities and Amsterdam's established museum institutions by suggesting which objects and stories are still missing from the recognised collections. Imagine IC itself does not have its own collection but exhibits items on loan from private individuals. The special thing about this is that the borrowed objects can be taken back, even for shorter periods of time. There is a shared responsibility between the network and the institution to create a balance between the owners and the guardians of the heritage.
I was particularly impressed by how much emphasis is placed on maintaining relationships and how naturally casual conversations in the neighbourhood are an integral part of everyday work. The employees at Imagine IC are trained in deep listening and also create space for difficult conversations and topics that move the community but receive too little public attention. Through an appreciative relationship, different people are committed to the institution.
These insights into various Dutch institutions gave valuable impulses into the network on how a community can be built, e.g. through networking as at MuseoSpace, by developing a valuable visitor experience as Lisa Baxter teaches or by activating the neighbourhood as DeBuurt Camp does. Imagine IC, on the other hand, shows us how to maintain and deepen relationships with communities with great appreciation.
Thank you for your interest in this issue of Spotlighting Museums. I wish you a pleasant summer and look forward to welcoming you back in August.
Warm regards,
Sandra Richter, NORDMETALL Foundation
Falls Sie sich gewundert haben, dass in dieser Ausgabe nicht wie im Juni angekündigt über die Museum Development Goals berichtet wurde, können Sie sich auf die kommende August-Ausgabe freuen.
Das relevante Museum war bei der Übersetzung des Toolkits ins Deutsche unterstützend tätig.
If you were surprised that this issue did not report on the Museum Development Goals as announced in June, you can look forward to the next issue.